Der Untersuchungsausschuss „Flutkatastrophe“ des rheinland-pfälzischen Landtags befragte heute Cornelia Weigand, die frühere Bürgermeisterin von Altenahr und amtierende Landrätin des Kreises Ahrweiler. Weigand hatte Bekanntheit erlangt, weil sie den damaligen Landrat Dr. Jürgen Pföhler vergeblich aufgefordert hatte, im Landkreis Ahrweiler den Katastrophenfall auszurufen. Zu ihrer Vernehmung erklärt Carl-Bernhard von Heusinger, Obmann der GRÜNEN Fraktion im Untersuchungsausschuss:
„Cornelia Weigand füllte ihre Rolle als Bürgermeisterin während der Flutkatastrophe vorbildlich aus. Cornelia Weigand nahm die Warnmeldungen des Landesamts für Umwelt sehr ernst und glich sie mit der Realität vor Ort ab. Sie gab Rückmeldung über ihre Beobachtungen und forderte andere Verantwortliche zum Handeln auf.
Das Beispiel der Verbandsgemeinde Altenahr zeigt, dass die Entscheidungsträger vor Ort eine hohe persönliche Verantwortung für den Schutz der Menschen tragen. Nach den Erfahrungen des letzten großen Hochwassers im Jahr 2016 wurde ein Hochwasser- und Starkregenkonzept in Auftrag gegeben und wurden umfangreiche Retentionsflächen geschaffen. Expertinnen und Experten bestätigen immer wieder, dass trotz modernster Regen- und Pegelprognosen die Auswirkungen eines Hochwassers nur vor Ort verlässlich eingeschätzt werden können. Das Problem von Schwemmgut an den Brücken beispielsweise war vor Ort bekannt und wurde entsprechend im Sonderalarm „Hochwasser“ der Verbandsgemeinde berücksichtigt.
Cornelia Weigand zweifelte zunächst daran, dass das extreme Szenario eintreten würde, vor dem das Landesamt für Umwelt warnte. Aber sie wurde ihrer Verantwortung gerecht. Mit einem kurzen Anruf beim Landesamt für Umwelt konnte sie sich davon überzeugen, dass tatsächlich eine unvorstellbare Hochwasserkatastrophe bevorstand. Auch eine zwischenzeitliche Absenkung der Pegelprognose änderte nach eigener Aussage nichts an ihrer Überzeugung, dass höchste Eile geboten war, um Menschen rechtzeitig zu schützen. Cornelia Weigand wurde in der Folge zur Warnerin und Antreiberin.
Nach der Aussage Weigands lässt sich das Agieren des damaligen Landrats Jürgen Pföhler weniger denn je nachvollziehen. Offenbar schlug er über viele Stunden hinweg Weigands Aufforderung in den Wind, im Landkreis den Katastrophenfall auszurufen. Pföhler sollte die Gelegenheit wahrnehmen, vor dem Untersuchungsausschuss für Aufklärung zu sorgen.“
Pressemitteilung der GRÜNEN Landtagsfraktion vom 03.06.2022